„Ich bin doch nicht der Babysitter meiner Mitarbeiter!“
hörte ich neulich eine Hotelchefin sagen.
Eine effiziente und eigenverantwortliche Arbeitsweise der Mitarbeitenden ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg eines Hotels. Doch wie kannst Du sicherstellen, dass Deine Mitarbeiter selbstständig, zuverlässig und eigenverantwortlich arbeiten, ohne dass Du ständig kontrollieren oder gar einschreiten musst? Hier findest Du zehn praxistaugliche Lösungen, die auf bewährten Methoden und Studien basieren.
- Klare Zielsetzung und Erwartungen für mehr Selbständigkeit
Weiß Dein Team, wohin die Reise geht? Die Grundlage für selbstständiges Arbeiten ist eine klare Zielsetzung und die Kommunikation von Erwartungen. Indem Du Deinen Mitarbeitenden klare Ziele vorgibst und regelmäßig darüber sprichst (regelmäßiges Teammeeting), gibst Du Orientierung, an der sie ihre Arbeit ausrichten können. Studien belegen, dass klare Ziele die Leistung und Motivation der Mitarbeiter steigern können.
Um Ziele klar zu formulieren hilft Dir die SMART-Formel – denn zu oft vergisst man ein kleines Detail, das jedoch schnell zum Stolperstein werden kann.
- Delegation von Aufgaben mit klaren Verantwortlichkeiten
„Das müssen wir noch machen“ – hast Du bestimmt auch schon öfters gehört, oder vielleicht auch gesagt. Doch was genau muss gemacht werden? Und wer bitte ist WIR???
Um Eigenverantwortung im Team zu fördern, ist es wichtig, Aufgaben klar zu formulieren (siehe 1.) und klare Verantwortlichkeiten festzulegen. Achtung: mit der Verantwortung geht auch ein gewisser Entscheidungsspielraum für die jeweilige Aufgabe einher.
Teams, die zwar die Verantwortung tragen, jedoch keine Entscheidungen treffen dürfen, sind in kürzester Zeit demotiviert und verhalten sich kontraproduktiv.
Es ist nachgewiesen, dass ein klares delegieren von Arbeiten zu einer besseren Arbeitsverteilung innerhalb des Teams und einem gesteigerten Verantwortungsbewusstsein führt.
- Leistungsprämien & Anreize
Motivation spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Eigeninitiative und Selbstständigkeit. Wenn Du die Bedürfnisse Deiner Teammitglieder ‚lesen‘ lernst, merkst Du am besten, was jeden einzelnen in der Arbeit motiviert.
Schau dazu auch gerne hier: Mitarbeiter führen und motivieren.
Vergiss nicht: Wer für Geld kommt, geht auch für Geld. Finanzielle Anreize/Leistungsprämien haben ihre Anziehungskraft, jedoch nur für kurze Zeit. Überlege Dir auch alternative Anerkennungsprogramme, wie Du das Engagement Deiner Mitarbeiter pushen kannst.
- Reden & Zuhören, damit selbständiges Arbeiten klappt
Eine offene Kommunikation und regelmäßiges Feedback sind unerlässlich, um Mitarbeitende zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen und sich weiterzuentwickeln.
Einerseits für einen optimalen Teamspirit – doch nicht nur – es geht auch um die Zukunft Deines Betriebes. Denn durch internes Feedback erhältst Du gezielte Informationen, die Du weiter nutzen kannst. Sei es für den nächsten Umbau oder eine Qualität-Initiative oder um die Onboarding-Zyklus optimal gestalten zu können.
Regelmäßiges Feedback ist eine Win-Win-Situation und wird leider zu wenig konsequent praktiziert. Weil alle zu sehr im Alltagsstress stecken – das rächt sich!
Achte darauf, dass Du regelmäßig von Deinem Team Rückmeldungen bekommst. Stelle dabei Fragen, die Dein Team zum Nachdenken anregen. Überlasse nichts dem Zufall und bereite Dich darauf vor: Was möchte ich mit diesem Feedback erreichen?
Feedback-Möglichkeiten:
- Klassische Service Vor-/Nachbesprechung
- Wöchentliches/monatliches Teammeeting
- Vier-Augengespräch mit standardisiertem Feedbackbogen
oder Du holst Dir das Feedback online ein: Das Tool für die Zukunft ist die standardisierte Mitarbeiterbefragung – durch sie wird die Stimmung im Haus durch Zahlen und Daten sichtbar. Idealerweise für Betriebe ab +/- 25 Mitarbeitenden und ganz einfach als Online-Befragungstool nutzbar.
Sehr gute Erfahrungen habe ich mit meinem Netzwerkpartner Kibun.io gemacht: Studien belegen, dass eine gelebte Feedback-Kultur zu einer positiven Arbeitsumgebung beiträgt. Mit dem Resultat, dass die Mitarbeiter länger und gerne im Betrieb bleiben und sich aktiv einbringen, wenn sie erkennen, dass ihre Meinung zählt und damit weitergearbeitet wird.
So ein Feedback-Instrument ist ein enormer Vorteil, um Fluktuation vorzubeugen. Viele Betriebe loben die Anwendung von Kibun auch als Benefit im Recrutingprozess aus, weil es den BewerbungskandidatInnen zeigt, dass dem Unternehmen ehrlich am Wohlbefinden des Teams gelegen ist.
- Die Magie von Schulungen und Weiterbildungen
Damit Dein Team eigenständig und kompetent mitarbeitet, ist eine kontinuierliche Schulung und Weiterbildung unerlässlich.
Achte darauf, welche Skills Dein jeweiliger Mitarbeiter benötigt und löse Dich dabei auch behutsam von unserem alten Rollenverständnis aus der franz. Servicehierarchie. Wer sagt denn, dass die Frühstücksköchin vom Morgen nicht auch abends einen top Weinservice hinlegen kann?
Weiterbildung kann über einen externen Experten oder Expertin laufen – nutze auch das Wissen in Deinem Team für interne Kurzschulungen.
Gut geschulte Mitarbeitende sind produktiver und engagierter – sie haben ein überzeugendes Standing gegenüber dem Gast, was wiederum im Zusatzverkauf eine entscheidende Rolle spielt.
Und falls Du dazu Unterstützung brauchst, kannst Du gerne einen unverbindlichen Termin mit mir vereinbaren oder schicke mir ein kurze Nachricht.
Übrigens: gemeinsame Weiterbildungen im Team unterstützen stark Deine Unternehmenskultur. Überlege, wie Du diese gestalten möchtest.
- Vertrauen als Basis für echt Alles
Weißt Du was man unter Mikromanagement versteht? Bedeutet, dass Du Dein Team bei jedem kleinen Handgriff unter der Lupe hast…(ich hoffe doch nicht) – das kann sehr demotivierend wirken und die Selbstständigkeit der Mitarbeitenden untergraben.
Schaffe ein Umfeld des Vertrauens und der Autonomie und ermutige Dein Team, eigenverantwortlich zu handeln. Dazu muss es halt auch wissen, wohin die Reise geht… womit wir wieder bei Punkt 1 wären.
Vertrauen und Autonomie führt zu einer verbesserten Leistung – doch behalte auch im Blick, wie reif Dein Mitarbeiter ist. Wie selbständig kann und will er/sie arbeiten? Sprecht darüber – dafür ist das Feedback so wichtig – siehe Punkt 4.
- Dokumentation und Standardisierung von Arbeitsprozessen
Hast Du gewisse Standards mit Deinem Team gemeinsam definiert, habt Ihr Checklisten oder vielleicht sogar ein Handbuch?
Werden diese Standards von allen Mitarbeitenden auch gleich ernst genommen? Wenn Dich das Thema „Konsequenz“ interessiert, habe ich einen interessanten Artikel für Dich: Bist Du immer konsequent?
Klare Prozesse und Qualitätsvorgaben – an die sich alle halten – sind entscheidend, dass Dein Team eigenständig und effizient arbeiten kann.
Durch die Dokumentation und Standardisierung von Arbeitsprozessen entsteht eine klare Orientierung für das gesamte Team.
Diese Klarheit schafft auch Freiraum für Kreativität und Zeit für den Gast.
- Ressourcen & Unterstützung zum selbständigen Arbeiten
Gar einige haben in ihrer Laufbahn erlebt, wie das Besteck voreinander versteckt wurde, damit man im größten Stress auch genug zum Nachdecken hatte…
Wie sieht es mit Deinen Arbeitsutensilien, Geräten, Software aus? Ist alles ausreichend vorhanden? Funktioniert es?
Hochgradig frustrierend für das Team ist es, wenn Geräte über längere Zeit nicht repariert oder Inventar zu knapp eingekauft wird.
Wenn wir von Ressourcen sprechen, dürfen zwei bedeutende, nämlich Zeit und Mensch nicht vergessen werden. Nur wenn ich als Teamverantwortlicher Zeit habe, kann ich mich um mein Team ausreichend kümmern.
Und sollten die Ressourcen immer knapper werden, ist es an der Zeit, sich Gedanken zum Unternehmenskonzept zu machen – ein „weiter wie bisher“ wird in Anbetracht des Arbeitsmarktes nicht mehr in die Zukunft führen.
Fazit: Um Mitarbeitende in die Lage zu versetzen, eigenverantwortlich zu handeln, ist es wichtig, angemessene Ressourcen und Unterstützung bereitzustellen. Teams sind erfolgreich, wenn sie die notwendigen Ressourcen zur Verfügung haben.
- Zeitmanagement und Selbstorganisation
Beobachte Dein Team – wer kommt gut zurecht bzw. wer hat Schwierigkeiten vorgegebene Termine oder Arbeitsanweisungen gut zu managen?
Selbstorganisation ist eine wichtige Fähigkeit, um eigenverantwortlich arbeiten zu können. Wenn es mal nicht so gut klappt, hinterfrage gemeinsam mit dem Team, wie es unterstützt werden kann, damit es effizienter wird.
Oft sind es Kleinigkeiten, die enorm weiterhelfen, wie z.B. eine Prioritätenliste oder der Austausch zwischen jungen und erfahrenen KollegInnen.
- Kultur der Zusammenarbeit im Team
Mit den vorherigen Punkten baust Du Deine ganz individuelle Struktur der Zusammenarbeit auf. Je klarer diese ist und besser jedes Teammitglied weiß, wie es sich einbringen kann, um so besser wird es performen. Teams, die gut zusammenarbeiten sind effektiver und erzielen bessere Ergebnisse.
Überlege, wie Du Euren Arbeitsalltag gestalten kannst, damit der Zusammenhalt und die Teamarbeit gefördert werden. Egal ob Almhütte, Gourmetrestaurant oder Familienhotel.
Übrigens hast Du oder Dein Führungsteam die inneren Antreiber ‚Sei perfekt‘ oder ‚Mach schnell‘ besonders stark ausgeprägt?
Das könnte auch eine typische Ursache dafür sein, dass Dein Team Dir zu unselbständig ist – Perfektionisten machen lieber selbst und gestressten Perfektionisten fehlt oft die Geduld auf das Ergebnis zu warten – da bleibt den Mitarbeitenden zu wenig Raum sich einzubringen. Sie kommen gar nicht dazu ihre Eigenständigkeit unter Beweis zu stellen, gehen lieber auf Nummer sicher und warten auf Anweisung.
Diese zehn Handlungsempfehlungen stärken die Selbstständigkeit, Zuverlässigkeit und Eigenverantwortung Deines Teams.
Sei geduldig – Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Setze Dir kleine Ziele, die Du gemeinsam mit Deinem Team konsequent angehst, statt sich in zu vielen Maßnahmen zu verlieren. Teamentwicklung braucht Zeit und Achtsamkeit.
Und falls Du dazu Unterstützung brauchst, kannst Du gerne einen unverbindlichen Termin mit mir vereinbaren oder schicke mir ein kurze Nachricht.
Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei und melde Dich gerne, wenn Du Hilfe dafür brauchst.
Herzlich
Deine
Andrea